Maternale Antikörper / Immunologische Lücke
Neugeborene und Welpen besitzen durch maternale (mütterliche) Antikörper eine vorübergehende passive Immunität. Die Aufnahme der maternalen Antikörper erfolgt tierartabhängig über die Plazenta oder über die Biestmilch (Kolostrum). Bei Hund und Katze werden fast alle maternalen Antikörper über das Kolostrum in den beiden ersten Lebenstagen übertragen. Die passive Immunität schützt den Welpen zwischen einigen Tagen und Wochen. Zum einen ist dies von der anfänglichen Antikörperkonzentration abhängig. Zum anderen wird die Dauer durch die spezifische Halbwertszeit der Antikörper bestimmt, die für jede Infektionskrankheit charakteristisch ist (Moos 2006, Suter und Hartmann 2006).
Auf jeden Fall nimmt der Titer der maternalen Antikörper innerhalb der ersten zwei Monate erheblich ab. In der Regel verringert er sich jedoch nicht soweit, dass eine aktive Immunisierung mit herkömmlichen Impfstoffen durchgeführt werden kann (Refraktärzeit). Die Impfantigene würden durch die maternalen Antikörper sofort neutralisiert. Daher ist eine aktive Immunisierung erst nach dieser Refraktärzeit möglich. Die Refraktärzeit dauert etwas länger als der Schutz durch maternale Antikörper gegen eine entsprechende Spontaninfektion besteht. Die durch die Impfung hervorgerufene Immunantwort führt jedoch auch anschließend nicht zu einem sofortigen Schutz, da ein schützender Antikörpertiter sowie die T-Zell-Antwort erst im Laufe einiger Wochen ausgebildet werden müssen (Moos 2006). Gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose schützen die Impfstoffe von MSD Animal Health jedoch bereits eine Woche nach Impfung. Die Phase niedriger maternaler Antikörpertiter und der nach einer Impfung langsam ansteigende Spiegel körpereigener Antikörper wird immunologische Lücke genannt. Während dieses Zeitraumes ist das Risiko eines Individuums für Infektionen besonders groß (Moos 2006). Diese risikoreiche, individuell stark variierende Periode ist außerdem von Erreger zu Erreger unterschiedlich.